Rede der Lehrkräfte

Rede von Herrn Hassink

Liebe Abiturentinnen und Abiturienten,

sehr geehrte Eltern, Verwandte, Freunde, Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, liebe Unterstützer und Wegbegleiter,

kurzum, liebe EGN-Familie.

Was macht Menschen, was macht diese Schule, was macht euch besonders?

Um eine solche Eingangsfrage beantworten zu können, wird in Reden gerne auf Zitate berühmter Persönlichkeiten und Schriftsteller, wie z.B. Cicero, Goethe oder auch Oscar Wilde zurückgegriffen. Aber warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute, das Passende so nahe liegt.

Aufstehen, aufeinander zugehen, voneinander lernen, miteinander umzugehen.“

Würde ich mich mit diesen Worten an ein anderes Publikum wenden, so würde ich vielfach fragende Blicke ernten. Doch nicht so bei diesem Abiturjahrgang. An diese Worte ist gewiss keiner von euch, ob nun gewollt oder ungewollt in einer der zahlreichen Andachten hier am Evangelischen Gymnasium vorbeigekommen. Nicht umsonst, wird diesbezüglich in Kennerkreisen und spätesten seit heute ganz offiziell von einer EGN-Hymne gesprochen.

 

Prüfen wir dieses Credo in seinen Grundfesten:

Aufstehen: Nicht nur morgens, wenn der Wecker kräht oder man Herrn Scheele einen wunderschönen guten Morgen wünscht. Und jetzt, viel mehr metaphorisch gedacht, den ersten Schritt wagen. Der Erste sein. Mut bezeugen. Vorbild sein. Aufstehen heißt Neues wagen – sich nicht einer Schule anzuvertrauen, die sich etabliert hat, gesetzt ist. Sondern mit einer Schule gemeinsam einen Weg zu beschreiten, der in seinem Fortlauf von weitreichender Ungewissheit ist. Und mit dem heutigen Tage kann man freudig sagen – (Pause) – war.

Aufeinander zugehen: Heißt nicht nur shake-hands und highfives, heißt nicht nur eine Stufenparty und Whatsapp-Gruppe. Das impliziert ebenfalls der Schule in ihrer einst schwersten Stunde beizustehen, ihr nicht den Rücken zuzukehren, sondern Vertrauen zu schenken und die Treue zu halten. In einer Diskussion von allzu kontroversen Vorstellungen wie z.B. über den passenden Rahmen einer Veranstaltung wie der heutigen, einen Konsens zu finden, auch wenn es nicht immer leicht fällt. Fremden oder Unbekannten nicht mit Skepsis oder Ablehnung zu begegnen, sondern eben diesen offen gegenüberzustehen oder auch darauf zuzugehen. Wie kein zweiter Jahrgang an dieser Schule habt Ihr jenen Gedanken gelebt, indem Ihr jedes Schuljahr neuen Lehrern die Chance gegeben habt, ihre ersten Schritte auf ihrem beruflichen Lebensweg mit euch zu wagen und sich darin auszuprobieren.

Voneinander lernen: Heißt nicht für den Lehrer, nicht für die Eltern, nicht für die Schule zu lernen. Non scholae sed vitae discitis. Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernt ihr oder habt Ihr gelernt. Lernen im Sinne von Wachsen und Erwachsen werden. Und glaubt mir, nicht nur ihr seid in dieser Zeit gewachsen und erwachsen, auch wir sind an Euch gewachsen und haben durch euch gelernt. So auch Herr Hoffmann, der spät abends in Rom lernte, dass sich ein zweiter Blick nach hinten lohnt, bevor man in den Bus steigt. Richtig, Antonina? Aber diese jugendliche Unerfahrenheit, oder etwas positiver konnotiert: diese Frische, dieser Elan, diese Unverbrauchtheit, die dieses Kollegium mitbringt, schuf gleichermaßen Vertrauen, Nähe und Orientierung. Denn so konnten Eure Tutoren und Lehrer Eure Sorgen, Eure Pläne, aber auch Eure Launen sicherlich viel eher teilen und nachvollziehen.

 

Miteinander umzugehen: Wir wissen alle: in jeder Familie gibt es mal Konflikte oder einen Streit. Da ist selbst unsere EGN-Familie (und das mag jetzt viele überraschen) keine Ausnahme. Und so bedarf es auch mal auf mütterlichen Geheiß und Tadel einer pädagogischen Sofortmaßnahme, um dem Vandalismus der einstigen 9d Einhalt zu gebieten. So hieß es schnell, Ranzen gepackt und zu den Fünfern in den Verwaltungstrakt, um von den Kleinsten zu lernen. Fernerhin jene Fünftklässler wertzuschätzen und von diesen wiederum Wertschätzung zu erfahren. Auch wenn unseren Kleinsten Euch, die Abiturienten, gar nicht unbedingt persönlich kennen, haben sie doch bei der mündlichen Abiturprüfung mit Euch gefiebert und Euch nur das Beste gewünscht. Und Cassandra, so hattest du immer die Sicherheit und das gute Gefühl, dass du bei Nichtbestehen bei Antonia aus der 5a immer ein Bett zum Schlafen gefunden hättest. Und zuletzt heißt miteinander umzugehen auch, Verantwortung zu üben und zu übernehmen. Ihr ward Klassenpaten, Verkehrshelfer, Schulsportassistenten, Schülersprecher, und habt Euch als erster Jahrgang im sozial-diakonischem Praktikum engagiert und verdient gemacht. Darüber hinaus habt Ihr (und das wollen wir nicht vergessen) zahlreiche Qualifikationen, Zertifikate und Preise erworben: angefangen mit der allgemeinen Hochschulreife, dem Latinum bzw. dem Delf oder dem Cambridge Zertifikat, bis hin zur Achtung Auto-Medaille, dem Bunsenbrenner-Führerschein oder der goldenen Forscher-Kuh.

(Pause)

Quod erat demonstrandum: Das macht Menschen, das macht Schule, das macht Euch besonders!

Aufstehen, aufeinander zugehen, voneinander lernen, miteinander umzugehen“

Und genau diese Aspekte haben Euch in Eurer Schulzeit begleitet und werden es gewiss auch auf Eurem weiteren Lebensweg, so dass Ihr eine Strophe EGN immer bei Euch tragen werdet. Ihr zieht jetzt hinaus, doch wie in jeder guten Familie, steht Euch der Weg zurück immer frei. Und, da bin ich mir sicher, spätestens beim Baumumgang sehen wir uns alle wieder.

Haben Sie vielen Dank!

Amsprechpartner

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Christian Hassink
Tel.: 05921 30830-0
Fax: 05921 30830-20