Rede der Abiturienten I

Abiturrede der Schüler I

Liebe Mitschülerinnen und Mitschüler,

liebe Schulleitung,

liebe Lehrerinnen und Lehrer,

geschätzte Eltern,

Familienmitglieder und Freunde.

Nach den ganzen Reden werden viele jetzt denken, was wollen die denn jetzt noch, wie lange müssen wir denn jetzt noch sitzen oder einfach bitte blamiert uns nicht. Doch auch wir möchten ein paar Worte an euch über unsere gemeinsame Schulzeit richten.

Whats Abi zuletzt online 2017.

Wusstet ihr schon: Whats App hat mehr als 450 Millionen Nutzer. 54 von diesen sind wir, und genau am heutigen Tage werden wir offline gehen.

Doch vorerst möchten wir gemeinsam mit euch in unsere Story zurückblicken. Passend mit der Gründung von Whats App beginnt auch unsere Geschichte mit der Einschulung am EGN 2009.

Begonnen hat alles mit drei unterschiedlichen Klassen. Das Musik-Profil, das Forscher- Profil und das euch vielleicht schon fast vergessene Latein-Profil. So saßen wir alle im Klassenraum mit nassen Händen und zittrigen Knien und guckten in viele fremde Gesichter. Während der drei Kennlerntage entstanden die ersten Freundschaften, mit denen man sich neuen Herausforderungen annahm.

Die Schule war für uns eben nicht nur ein Ort zum Lernen, sondern vielmehr auch ein Ort um neue Dinge zu erkunden und über uns hinauszuwachsen. So verbrachten wir Tage im Tierpark oder aber auch die erste Klassenfahrt auf einer Burg, bei der wir zu richtigen Rittern geschlagen wurden.

Hoher Beliebtheit galt auch den traditionellen Wandertagen kurz vor den Sommerferien, bei denen unsere Kreativität gefragt war.
So entwickelten sich einst aus einer Massenpilgerung zum Kloster, viele verschiedene Abenteuer mit den unterschiedlichsten Zielen. Von nun an ging es in Freizeitparks, auf Kanutour, Klettern oder eben Swing- Golfen.

Eine weitere Klassenfahrt und das erste Praktikum zeigten uns weltfremden Privatschülern dann, was der Arbeitsmarkt und das Ijsselmeer, Hamburg und Köln zu bieten haben.

Ab jetzt hieß es „Einführungsphase in die Qualifikationsphase“, Klassen wurden zu einem Jahrgang zusammengeführt, Klassenarbeiten hießen ab jetzt Klausuren und Klassenlehrer wurden durch Tutoren ausgetauscht. Unsere gemeinsame Zeit als Jahrgang begann mit der Fahrt ins wundervolle, sehenswerte und unvergessliche Bückeburg. Von der Zivilisation vollkommen abgeschottet, vollkommen auf uns allein gestellt, wagten wir uns in das neue Abenteuer.

Veränderungen sind am Anfang schwer, in der Mitte chaotisch und am Ende großartig. Wir konnten uns vor Veränderungen kaum retten. So wurde der beliebte Wandertag durch Uni- Besuche und Informationsveranstaltungen ersetzt. Rückblickend wird uns nun bewusst, dass dieses neue Türen für unsere Zukunft öffnete.

Ab dann verging die Zeit wie im Flug. Viel zu schnell lagen uns die Wahlbögen für die Oberstufe vor und wir hatten die Qual der Wahl.

Die Studienfahrten nach München, Wien und Krakau, waren für uns alle Highlights der Oberstufe und die Erinnerung zaubert vielen von uns noch heute ein Schmunzeln ins Gesicht. Wir besichtigten Auschwitz, das Münchener Oktoberfest und den DC Tower. Aber nicht zu vergessen: Wir lernten auch, dass man Fuß nach Fuß setzten sollte ohne unglücklich zu fallen, dass man die richtige Bahn nehmen sollte um an sein Ziel zu kommen und das Ausdauer definitiv auf Studienfahrten trainiert werden kann.

Auch die Feierei kam neben dem Schulstress nicht zu kurz. Gefeiert wurde auf Reisen und bei Kurstreffen, aber auch die Stufenpartys sind aus der Oberstufenzeit nicht wegzudenken. Gäbe es die Wettkampfdisziplin: Wer verschmutzt den Partyraum am schnellsten und am schlimmsten. So hätte unser Jahrgang in dieser Disziplin mit Sicherheit einige Oscars gewonnen. So landete die Bowle nicht wie für gewöhnlich in unseren Bäuchen, sondern auch gerne mal an der Fensterscheibe. Mehr möchten wir an dieser Stelle über unsere legendären Partys jedoch nicht preisgeben.

Kurz vor Weihnachten stand wie jedes Jahr unsere heißgeliebte, hochgeschätzte Tradition vor der Tür: Der Baumumgang. Vergeblich versuchten wir mit dem Song „Fuck it all“ unserer momentanen Stimmung auf das bevorstehende Abitur und dem damit verbundenen Stress Ausdruck zu verleihen. Ganz nach dem Motto: Can’t study this anymore.

Ein weiterer kleiner Tipp den wir euch gerne ans Herz legen möchten, ist die Überarbeitung des Verhältnisses zwischen Nachfrage und Angebot, bezüglich der Bestuhlung in der Cafeteria. Sitzgierige Schüler und Schülerinnen suchen vergeblich einen Stuhl um ihr Schlemmerbrötchen zu verschmausen. Aufgrund des geringen Angebots an Sitzmöglichkeiten, war die Anziehungskraft zu Ottemann, Mr. Lee, Rewe und Aldi jedoch leider höher.

Aber auch wir haben über die Jahre an Erfahrungen gesammelt. So wurde uns schnell klar, dass es sich beim Schulabschluss nicht um eine Veranstaltung handelt die in einer Woche vollkommen durchgeplant ist, sondern um ein richtig dickes Ding, welches schon einiges mehr an Organisationstalent von uns gefordert hat. Jeden Tag werden über 10 Milliarden Nachrichten und 400 Millionen Fotos versendet. Um es mal nicht zu übertreiben mindestens die Hälfte der Nachrichten kamen durch Diskussionen in unserer Jahrgangsgruppe zustande. So galt es zum Beispiel den Gottesdienst, den Abi-Tanz, die Abi-Fahrt, die Abizeitung, die Mottowoche, Kursfotos, den Chaostag, unseren Stufenpullover, jegliche geldeinbringende Aktionen, wie den Abi-Film und selbstverständlich, den krönenden Abschluss unseren eigenen Abiball zu organisieren.

An dieser Stelle sollten auf jeden Fall die vielen Waffelverkäufe nicht unerwähnt bleiben. Deshalb hier ein allerletzter süßer Gruß aus dem Abijahrgang 2017 an euch.

Und eins möchten wir Ihnen jetzt verraten: Genau dort wo sie jetzt sitzen haben wir vor etwa 11 Wochen unter größter Nervosität unsere Abiturprüfungen abgelegt. Mindestens genauso aufgeregt sind wir heute. Allerdings müssen wir heute nicht in einer 6 Stündigen Klausur unser gelerntes Wissen anwenden, sondern den Moment einfach genießen, uns freuen das wir es bis hierhin geschafft haben und gespannt auf das Kommende blicken. Heute müssen wir nicht mehr bangen, sondern erhalten unser Ticket in eine für uns offenstehende Zukunft.

In den 8 Jahren, die wir auf dem EGN verbracht haben, haben wir eine enorme Entwicklung hingelegt. So sind aus kleinen und naiven Kindern, nun Erwachsene geworden, deren erster großer Lebensabschnitt heute hier mit der Zeugnisvergabe endet. Immer wieder haben wir neue Grenzen kennengelernt und diese zum Teil auch überschritten. Wir haben gelernt selbstständiger zu sein und uns auch für andere einzusetzen.

Als wir 5 waren fragten sie uns was wir später werden wollten, unsere Antworten waren Astronaut, Präsident oder eine Prinzessin. Als wir 10 wurden fragten sie uns erneut und wir antworteten Cowboys, Rock Stars oder Fußballprofis. Nun wollen sie Antworten aber wer weiß diese schon. Dieses ist nicht die Zeit um schwerwiegende Entscheidungen zu treffen, dieses ist die Zeit um Fehler zu machen. Den falschen Zug zu nehmen und irgendwo stecken zu bleiben. Ansichten auf die Welt immer und immer wieder zu ändern, nichts bleibt für immer gleich. So viele Fehler zu machen wie man nur kann und aus ihnen zu lernen.

Und egal welchen Ausgang dieses Abenteuer Schule für jeden einzelnen hatte: Heute sind wir hier um gemeinsam zu feiern. Wir feiern nicht unsere Noten, oder unsere Talente. Eigentlich feiern wir, dass es das jetzt war.

Wenn wir gleich das Evangelische Gymnasium das letzte Mal offiziell mit unserem Zeugnis in der Hand verlassen, dann gehen wir als andere Menschen, als die, die wir waren, als wir vor 8 Jahren kamen. Ein großes Dankeschön an alle, die uns zu dem gemacht haben, die wir jetzt sind.

Für die Lehrer: Das war´s mit Sorgenkindern, erzieherischem Aufwand, Unterrichtsstunden in denen niemand mitmacht oder vielleicht auch mal einfach gar niemand anwesend ist. - ´Danke fürs Ertragen, danke für die Unterstützung, danke an die Lehrer, die nie den Glauben an uns verloren haben.´!

Danke an die Schulleitung für die Organisation und Begleitung durch unser Schulleben.

Für die Eltern: das war’s mit Brote schmieren, mit Zetteln unterschreiben, mit Chaffeur spielen und mit Elternsprechtagen. – Danke für eure Motivation: „Du lernst nicht für uns, sondern für dich“, danke für dass ihr nie zu hohe Erwartungen an uns gestellt habt, uns nie zu etwas gezwungen habt, was wir nicht wollten, dass ihr uns zur Selbstständigkeit erzogen habt und ein großes Danke für die stetige Rückenstärkung. Ihr seid unbezahlbar.

Ein weiteres Dankeschön gilt den Landfrauen, für die Schnitzelbrötchen, unserem Hausmeister und unserer Hausmeisterin für die ständige Stromversorgung, Herrn Schröer für die technische Ausstattung und den Sekretärinnen die uns bei Fragen stets zur Seite standen.

Die Voraussetzungen wurden uns gegeben, nun ist es unsere Aufgabe sie anzuwenden, umzusetzen, unsere Bildung zu nutzen. Das Spiel des Lebens wird uns vor viele Herausforderungen stellen. Es wird sicher nicht immer leicht sein.

Aber wir wünschen uns allen, dass jeder seinen eigenen Weg findet, der ihn glücklich macht und erfüllt, dass jeder den Mut besitzt auch mal Risiken einzugehen, dass jeder von uns mit schlechten Erfahrungen umzugehen lernt und eigene Fehler akzeptiert ohne zu Verzagen. Also lasst uns in das Abenteuer starten.

Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand.

 

(Verfasst von Kira Reineke und Jasmin Ruhrig)