Fach Deutsch als Fremdsprache

Integrationsarbeit am Evangelischen Gymnasium Nordhorn

Am Evangelischen Gymnasium Nordhorn (EGN) werden zur Zeit 25 Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund beschult, der größte Anteil der Lernenden ist aus Syrien nach Deutschland geflüchtet, andere sind z.B. aus Polen, Mexiko, Kasachstan oder der Ukraine zugewandert.

Die Integrationsarbeit des EGN gliedert sich in verschiedene Themenbereiche.

 

Deutschunterricht

Um den Schülerinnen und Schüler bestmöglich die deutsche Sprache zu vermitteln, sie auf ein Leben in Deutschland und auf das Schulleben an einer deutschen Schule sprachlich vorzubereiten, hat das EGN eine pädagogische Mitarbeiterin eingestellt, die die Lernenden in verschiedenen Kleingruppen mit bis zu 10 Stunden pro Woche in Deutsch als Zweitsprache (DaZ) unterrichtet. Sie wurde zusätzlich von einem pensionierten Biologielehrer im Schuljahr 2015/16 mit 4 Stunden wöchentlich unterstützt, nachfolgend von zwei weiteren Lehrkräften, die über die Volkshochschule Nordhorn im Rahmen der Lernförderung Nachhilfe erteilt haben.

Die Gruppe setzte sich im Herbst 2015 zunächst aus allen nicht deutschsprachigen Flüchtlingen, ungeachtet ihres Alters oder ihrer Klasse, zusammen (ähnlich einer Sprachlernklasse). Im Laufe des Schuljahres wurden weitere Schüler aufgenommen, die keine Vorkenntnisse der deutschen Sprache besaßen. Es stellte sich bald heraus, dass durch die große Heterogenität der Gruppe keine individuelle Förderung mehr möglich war und der Lernerfolg nachließ. Zudem wurden die Schüler, die schon fortschreitende Lernerfolge zeigten, unzufriedener, da nun quasi zwei Gruppen parallel in einem Raum unterrichtet werden mussten.

Nach der Trennung der Schüler nach Niveaustufen hat sich herausgestellt, dass der Unterricht auf diese Weise deutlich effektiver gestaltet werden kann. Die Schülerinnen und Schüler können größere Lernfortschritte erzielen und die Lehrkraft kann auf jeden einzelnen besser eingehen.

So gibt es mittlerweile insgesamt 5 Lerngruppen, deren Niveau sich am Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER) orientiert:

 

  • Lerngruppe DaZ A1: für Anfänger ohne Vorkenntnisse der deutschen Sprache, jedoch in lateinischen Buchstaben alphabetisiert

 

  • Lerngruppe DaZ A2: für fortgeschrittene Lerner der Alltagssprache

 

  • Lerngruppe DaZ B1: für fortgeschrittene Lerner, die mehr und mehr in den regulären Unterricht integriert werden können

 

  • Lerngruppe DaZ B2: für Lerner mit sehr guten Fortschritten, die bereits im Regelunterricht benotet werden

 

  • Lerngruppe DaZ C1: für ausländische Schüler, die bereits seit mehreren Jahren am EGN unterrichtet werden, aber dennoch Defizite im Umgang mit der deutschen Sprache aufweisen.

 

Jede Schülerin und jeder Schüler erhält Deutschunterricht (DaZ) mit unterschiedlicher Stundenanzahl, je nach Niveau. So erhält die Lerngruppe A1 zurzeit zehn Stunden Deutschunterricht, die Gruppe A2 acht Stunden, die Lerngruppe B1 vier Stunden und die Lerngruppe C1 zwei Stunden Unterricht pro Woche.

Die Schülerinnen und Schüler erhalten den DaZ-Unterricht während der regulären Unterrichtszeit. Sie nehmen daneben am Unterricht im Klassenverband bzw. in Kursen teil. Sofern es der Stundenplan zulässt, werden die Neigungen der Schüler berücksichtigt, so dass z. B. eine kunstbegeisterte Schülerin aus Kasachstan weiterhin am Kunstunterricht im Klassenverband teilnehmen kann.

Es wurde zusätzlich für die fortgeschrittenen Lerner eine Lernzeit eingerichtet, die zwei Wochenstunden umfasst. In dieser Zeit können die Schüler Inhalte des Regelunterrichts bearbeiten, die sie nicht verstanden haben und die sie nacharbeiten, oder auch längerfristige Aufgaben, wie z. B. ein Lesetagebuch oder ein Portfolio. Dies stellt für die betreuende Lehrkraft eine besondere Herausforderung dar, da fächer- und klassenübergreifend erklärt, geprüft, korrigiert und betreut werden muss.

 

Methodenspezifisches Arbeiten

Die deutsche Sprache zu beherrschen ist eine entscheidende Voraussetzung für eine gelingende Integration. Hierzu gehört entscheidend, spezifisch zielkulturelle Methoden zu erlernen, die Schülern aus dem Schulsystem ihres Heimatlandes weitgehend unbekannt sind. Hierzu zählen zum Beispiel Mappen- und Heftführung, das Zahlen- und Formelsystem in der Mathematik und Physik, Klassenregeln, eigenständiges Arbeiten und auch weiterführendes Denken und Anwenden des Gelernten in neuen Bereichen (Anforderungsbereich 3). So muss häufig die Aufgabenstellung genau erklärt werden, was teilweise auch von Paten (siehe unten) im Klassenverband übernommen wird. Vieles lernen die Schüler alleine, oftmals jedoch unterstützen die Fachlehrkräfte steuernd und regulierend. Auch hier wird die oben genannte Lernzeit für die Nacharbeit des Unterrichtsstoffes, für Erklärungen des Nichtverstandenen, das Einüben geeigneter Mappenführung oder für die Erstellung eines Lesetagebuches oder eines Portfolios genutzt.

 

Binnendifferenzierender Unterricht

Es zeigt sich, dass nur durch binnendifferenzierenden Unterricht eine zunehmende fachliche Integration der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund möglich ist. So werden z.B. im Fach Geschichte Lehrinhalte in einfacherem Deutsch unterrichtet, damit die Flüchtlinge eine Chance haben, im Regelunterricht mitzuarbeiten. Bücher, die im Deutschunterricht gelesen werden, werden auf dem Niveau A2 oder B1 - je nach Lernstand des Schülers - angeschafft.

Auf diese Weise kann der Übergang in den Regelunterricht wesentlich erleichtert werden und erste Erfolgserlebnisse schaffen neue Motivation für diese Schülerinnen und Schüler.

Das EGN bietet individuelle Lernförderung an, Lehrkräfte schaffen individuelle Angebote für alternative Leistungsbewertungen und lassen den Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund grundsätzlich mehr Zeit zur Bearbeitung von Aufgaben.

 

Patensystem

Jede/r zugewanderte/r Schüler/in mit Migrationshintergrund wird am EGN einer Klasse zugeordnet und ist somit von Anfang an in eine Klassengemeinschaft eingebunden. Jeder bzw. jedem werden durch die Klassenlehrerteams zwei Paten an die Hand gegeben, die insbesondere in der Anfangszeit den neuen Schüler oder die neue Schülerin unterstützen und ihm oder ihr bei der Eingewöhnung helfen und bei Fragen zur Seite stehen. Jede Schule hat ihre eigenen Regeln, Gewohnheiten und Besonderheiten, die es zu verstehen gilt, was natürlich bei mangelnden Sprachkenntnissen eine Herausforderung für beide Seiten darstellt. So können sich beide Seiten näher kommen und Respekt und Verständnis füreinander aufbauen.

Einmalig gibt es ein Treffen der Paten mit der Schulsozialarbeiterin, um sich auszutauschen, Tipps zu bekommen und auftretende Probleme zu reflektieren. Sie steht als Ansprechpartnerin im Hintergrund zur Verfügung.

 

Integration in die Klassengemeinschaft

Es gibt Schülerinnen und Schüler, die als Geflüchtete in die Klassengemeinschaft so gut integriert werden, dass dieser Migrationshintergrund nach kurzer Zeit keine bedeutende Rolle mehr spielt. Das geschieht insbesondere in den Klassenstufen 5 und 6.

Hingegen ist zu beobachten, dass Schülerinnen und Schüler die bereits etwas älter sind und beispielsweise erst in der neunten oder in der zehnten Klasse ans EGN kommen, wesentlich mehr Probleme haben, sich zu integrieren und Freundschaften mit Einheimischen zu schließen.

Das mag verschiedene Gründe haben, die nicht unbedingt mit dem Hintergrund der Migration in Zusammenhang stehen: Die Klassengemeinschaft hat sich bereits über Jahre gebildet. Zudem orientieren sich diese Schülerinnen und Schüler, bedingt durch ihre Entwicklung, häufig mehr als jüngere Kinder an Gleichaltrigen eines ähnlichen kulturellen Hintergrundes. Diese Beobachtung ist jedoch individuell sehr unterschiedlich.

Das oben beschriebene Patensystem soll insbesondere den Neuzugängen helfen, sich gut in die Gemeinschaft zu integrieren und bei allen Fragen einen Ansprechpartner an der Seite zu haben.

 

Einbindung in das Schulprofil durch Teilnahme an Projekten

Alle Schülerinnen und Schüler belegen in den Jahrgängen 5-10 jeweils ein zweistündiges Projekt. Einige Schüler mit Migrationshintergrund nehmen am Musicalprojekt des EGN teil, was sie mit der deutschen Musikkultur näher in Verbindung bringt. Hier erwerben sie Bühnenerfahrungen und erlernen deutschsprachige Lieder, die in der Gruppe einstudiert und bei verschiedenen Veranstaltungen oder auch in Gottesdiensten vorgetragen werden.

Das Sozialdiakonische Praktikum (SDP) in Jahrgang 9 verpflichtet alle Schüler ca. 40 Stunden in einer sozialen Einrichtung ehrenamtlich zu helfen. Schüler und Schülerinnen sammeln Erfahrungen auch mit den Schwächeren und Hilfsbedürftigen der Gesellschaft. Dabei gibt es außerschulische Ansprechpartner und es erfordert den eigeninitiierten Kontaktaufbau der ausländischen Schüler mit ihnen fremden Institutionen.

Den krönenden Abschluss des sozialdiakonischen Praktikums bildet ein Galaabend, auf dem im Jahr 2017 ebenfalls einer der Flüchtlinge seine Erfahrungen mit Hilfe einer Powerpoint-Präsentation frei vorgetragen hat.

Generell nehmen alle Schüler mit Migrationshintergrund an Klassenfahrten teil, was für jeden einzelnen vielfach ein neues und spannendes Erlebnis darstellt.

 

Weitere schulische Veranstaltungen für Schüler mit Migrationshintergrund

Im Rahmen der Integration führt die Schulsozialarbeiterin verschiedene Aktionen durch. Zum Beispiel ist ein Bowlingnachmittag veranstaltet worden, an dem deutsche und ausländische Kinder teilgenommen haben und gemeinsam Spaß haben konnten. Es wurde ein Kochkurs angeboten, an dem ebenfalls die Eltern der Migranten mitgewirkt haben. Im Vorfeld wurden die Rezepte hierfür im DaZ-Unterricht gemeinsam erarbeitet. Dabei war es wichtig, landestypische Spezialitäten aus den jeweiligen Ländern zuzubereiten, um auch den Deutschen die syrische oder mexikanische Kultur näher zu bringen und damit Verbindungen zu schaffen. Kochen und gemeinsames Essen verbindet bekanntlich sehr.

Ansprechpartnerin

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Senta Gerhardt
Tel.: 05921 30830-0
Fax: 05921 30830-20