Dr. Gábor Lengyel besucht das EGN

15. Februar 2024

Dr. Gábor Lengyel besuchte am 14.02.24 das EGN und sprach 2 Stunden intensiv mit Schüler*innen der Jahrgänge 11 und 13. Dabei ist seine Lebensgeschichte für die Jugendlichen besonders beeindruckend: Gábor Lengyel wurde 1941 in Budapest geboren. Seine Eltern wurden 1944 nach Auschwitz deportiert, seine Mutter überlebte nicht. Er selbst wurde als Dreijähriger versteckt und überlebte zusammen mit seinem Bruder und seiner Tante in Budapest. Nach Niederschlagung des ungarischen Volksaufstandes durch die sowjetische Armee floh die Familie nach Israel. Gábor machte dort eine Feinmechanikerlehre und ging zum Militär. Als er schließlich ausgerechnet in Deutschland ein Stipendium an der TU Braunschweig erhielt, ging er - trotz schwerer emotionaler Bedenken und zunächst ohne Deutschkenntnisse - dorthin. Nach Abschluss seines Ingenieurstudiums arbeitete er in vielen internationalen Unternehmen auf Managementebene. Daneben war er Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Braunschweig und engagierte sich im jüdisch-christlichen Dialog. Mit 62 Jahre (!) beschloss er, noch einmal etwas ganz anderes zu tun und absolvierte in Budapest und Berlin ein Rabbinatsstudium. Eine Promotion in jüdischer Theologie schloss sich daran noch an. Bis heute arbeitet Gábor Lengyel als Senior-Rabbiner in der jüdischen Gemeinde in Hannover und ist ein viel gefragter Referent in Deutschland und international zum jüdisch-muslimisch-christlichen Dialog, aber auch zur Geschichte und Politik Israels.

Als einen so kenntnisreichen, offenen und lebendig erzählenden Menschen durften wir ihn heute Morgen erleben: von der Bedeutung der Studentenbewegung für ihn als jüdischen Studenten und seiner Begegnung mit Rudi Dutschke, über die Frage nach der Möglichkeit von Gott nach der Shoah zu sprechen, bis hin zur Rolle der queeren Bewegung in Israel und schließlich der Situation nach dem 7. Oktober in Israel und Deutschland, reichten die Themen unseres Gesprächs. Trotz - oder vielleicht gerade wegen - seiner ganz klaren Haltung appellierte er an die grundsätzliche Dialogbereitschaft. Den anderen in seiner Unterschiedlichkeit wahr- und ernst zu nehmen, darauf komme es an. Darum sei ihm, für den die Stärke Israels (auch die militärische Stärke) selbstverständlich sei, der Dialog mit Palästinensern so wichtig. „Sei ein Mensch!“ darauf komme es an und diese Frage nach der Menschlichkeit sei nach dem 7. Oktober einmal mehr zu stellen. Wir hätten noch Stunden weiter sprechen können, weil das Gespräch so lebendig war und die Fragen kein Ende nahmen. Wir danken für diesen erfahrungsgesättigten Einblick in Geschichte, Politik und Religion. Es war uns eine Ehre Gabor Lengyel bei uns an der Schule zu haben.

Ansprechpartner

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Dr. Gabriele Obst
Tel.: 05921 30830-0
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