Fach Latein

Das Fach Latein

I. Inhalt:

Das Fach Latein erlaubt mithilfe der lateinischen Sprache einen Blick zurück auf unser antikes Erbe und eröffnet uns unsere kulturelle, geistesgeschichtliche und sprachliche Entwicklung, kurzum die charakteristischen Prägungen und Eigenheiten unseres modernen Europas, in welchem wir leben. Im Rahmen der Auseinandersetzung mit antiken Zeugnissen aus den Bereichen der Philosophie, der Wissenschaften, der Kunst und Mythologie, die sich u.a. mit den Grundfragen der menschlichen Existenz auseinandersetzen, bilden unsere Schüler ein Bewusstsein für eine bzw. ihre europäische Identität aus. Dies ist eine Ebene des Verstehens, die über die bloße Kommunikation durch Sprache hinausgeht; die Schüler entwickeln einen bewussteren Blick für die eigene Kultur und werden des Weiteren in einem vorurteilsfreien Umgang mit ihnen fremden Kulturen gefördert. Auf diese Weise werden die Schüler in ihrer eigenen Persönlichkeitsbildung unterstützt.

Als Basissprache erleichtert das Lateinische ferner das Erlernen moderner romanischer Sprachen (Spanisch, Französisch, Italienisch u.a.), erschließt in weitem Umfang Fremdwörter im Deutschen und die Terminologie bestimmter wissenschaftlicher Fachsprachen (in den Bereichen Jura, Medizin u.a.). In diesem Sinne wird noch immer in bestimmten Studiengängen das Latinum als Studien-voraussetzung eingefordert.

Im Lateinunterricht am EGN haben wir das Ziel, dass unsere Schüler mit Freude und Interesse eben diese inhaltlich als auch sprachlich anspruchsvolle Auseinandersetzung mit der lateinischen Sprache erleben können.  

II. Aufbau:

Das Unterrichtsfach Latein wird drei- bis vierstündig auf der Basis des niedersächsischen Kerncurriculums Latein aus dem Jahr 2006 (Jg. 6-10) bzw. 2010 (Qualifikationsphase Jg. 11+12) unterrichtet:

Sekundarstufe I:

http://db2.nibis.de/1db/cuvo/datei/kc_gym_latein_08_nib2.pdf

Sekundarstufe II:

http://db2.nibis.de/1db/cuvo/datei/kc_latein_go_i_03-11.pdf

Ferner wird das Fach Latein je nach Anwahl in Kooperation mit dem Gymnasium Nordhorn als 3. Fremdsprache ab Jahrgang 10 angeboten.

 

Die aufzubauenden Kompetenzen in Latein werden in folgende Bereiche unterteilt:

·         Sprachkompetenz (Wortschatz, Formenbildung, Satzbau)

·         Textkompetenz (inhaltliche Entschlüsselung eines Textes – Interpretation)

·         Kulturkompetenz (Auseinandersetzung mit Denkweisen, Inhalten, Perspektiven)

In den Jahrgängen 6-8 werden fünf Klausuren, in den Jahrgängen 9/10 vier Klausuren, in der Qualifikationsphase zwei (grundlegendes Niveau) bzw. drei (erhöhtes Niveau) Klausuren pro Schuljahr geschrieben.

Die Gewichtung der mündlichen und schriftlichen Leistungen ist auf der Fachkonferenz mit dem Verhältnis 45:55 Prozent für die Unter- und Mittelstufe beschlossen worden.

Korrekturschlüssel für die Übersetzungsaufgabe:

Halbe Fehler

Vok(abular), T(empus), P(erson), N(umerus), G(enus), C(asus), Fu(nktion), Zv (Zeitverhältnis), M(odus), Fu(nktion), Wb (Wortbedeutung), Bez (iehung), Fu(nktion)

Ganze Fehler

Vok(abular), C(asus), K(onstruktion), M(odus), Fu(nktion), Gv (Genus verbi), Bez (iehung), Wb (Wortbedeutung)

Doppelfehler

K(onstruktion)

angemessene Berücksichtigung in der Gesamtbewertung der Übersetzungsleistung (+/-)

A+/-(Ausdruck), Sb+/- (Satzbau), Zv- (Zeitverhältnis), Fu+/-(Funktion)

 

 

1) Zv als halber Fehler liegt nur vor, wenn das vorgegebene Zeitverhältnis in der Übersetzung nicht mehr erkennbar wiedergegeben wird (z. B. wenn das Partizip der Gleichzeitigkeit vorzeitig oder der Infinitiv der Vorzeitigkeit im AcI gleichzeitig wiedergegeben wird).

2) Gv liegt nur vor, wenn der Textsinn durch die Veränderung des Genus verbi gestört ist (z. B.: Discipulus laudatur: „Der Schüler wird loben.“ oder: „Der Schüler lobt.“).

3) Sb- liegt vor, wenn die zielsprachlich korrekte Wortstellung nicht eingehalten wird (Beispiel: Caesar, als er …). Sb+ liegt z. B. vor, wenn satzwertige Konstruktionen im Verlaufe des Textes variationsreich wiedergegeben werden.

4) Zv- liegt vor bei ungenauer Wiedergabe des Zeitverhältnisses im Deutschen (z. B. bei mit postquam oder dum eingeleiteten Nebensätzen).

5) Fu- liegt z. B. bei Nichterkennen von Prädikativa vor. Fu+ liegt z. B. bei Herausarbeitung der Aspekte des Imperfekts vor.

 

Stoffverteilungsplan und Abschlüsse im Überblick:

Jahrgang 6 (vierstündig)

Lehrbuch (Lektion 1-11 plus)

Inhalt:

- Alltagsgeschichte in Rom

- mythologische Frühgeschichte

  (Romulus und Remus)

 

Jahrgang 7 (vierstündig)

Lehrbuch (Lektion 12-24)

Inhalt:

- mythologische Frühgeschichte

- die römische Götterwelt

 

Jahrgang 8 (vierstündig)

Lehrbuch (Lektion 25-36)

Inhalt:

- griechische Mythen

- das antike Theater

  (Komödie und Tragödie)

- die sieben Weltwunder

 

Jahrgang 9 (dreistündig)

Lehrbuch (Lektion 37-50)

Inhalt:

- Römer und Germanen

- Alte und neue Religionen in 

  Rom – wer glaubt was?

--- Ende der Lehrbuchphase ---

- die Fabeln Hygins

- spätantiker Abenteuerroman

Abschluss: Kleines Latinum

Jahrgang 10 (vierstündig)

- Catull, carmina

- Ovid, ars amatoria

- Caesar, De bello Gallico

Abschluss: Latinum

Q1-4 (vierstündig)

Lektüre nach den Vorgaben des Kultusministeriums; derzeit:

- Seneca, epistulae morales

- Tacitus, Agricola

Abschluss: Großes Latinum (nach der Q2)

 

III. Unterricht:

In der Sekundarstufe I werden die Unterrichtsreihen, wie in jeder anderen Fremdsprache, durch die Einteilung in Lektionen gegliedert. Jede Lektion umfasst einen sprachlichen (Vokabular und Grammatik) und kulturellen Schwerpunkt, welcher jeweils vor der Lektüre des Lektionstextes (Textkompetenz) vorentlastend eingeübt wird. So setzen sich die Schüler in Jahrgang 6 zunächst mit dem Leben in Rom auseinander und vergleichen dieses mit ihrer eigenen Lebenswelt (eine römische familia – eine Familie?; Badeanlagen früher und heute; römische Häuser und Wohnungen; Stadtzentrum früher und heute). Später lernen sie verschiedene antike Mythen kennen und stellen überrascht fest, dass sie viele Inhalte und Rollen bereits aus heutigen Geschichten und Märchen kennen. Zuletzt geht es um den Kulturkontakt zwischen Rom und Germanien und den Beginn des Juden- und Christentums. Das Erkennen und Erlernen der neuen Grammatik geschieht zumeist in Form von kindgerechten Visualisierungen und entdeckend durch die Schüler selbst, die sich neuer Formen in einem bereits bekannten Text bewusst werden und diese herleiten und sich zu erklären versuchen. Das einzuübende Vokabular eignen sich die Schüler spielerisch in Form von kurzen Wortverbindungen (Junkturen) an. Bei der Übersetzung des Textes arbeiten die Schüler in Partnerarbeit oder Gruppen, die sich anschließende Besprechung und inhaltliche Durchdringung des Textes nach vorgegebenen Arbeitsaufträgen übernehmen die Schüler selbstständig in Interaktion.

Ziel dieser didaktischen Ausrichtung ist es, dass sich die Schüler mit Freude und einem fundierten sprachlichen Wissen der Originallektüre ab Klasse 9 stellen können. Zu Beginn lesen die Schüler bspw. einen spannenden Abenteuerroman oder die Fabeln des Phaedrus. Es folgt im Jahrgang 10 die inhaltlich und sprachlich anspruchsvolle Auseinandersetzung mit Catulls carmina, Ovids ars amatoria und Caesars commentarii de bello Gallico, um die Schüler angemessen auf die Inhalte der Oberstufe vorzubereiten. 

Besonders in den Jahrgängen 6 und 7 achten wir darauf, die Reihenfolge der Unterrichtsinhalte mit dem Fach Deutsch abzusprechen, um z.B. die Einführung der Tempora, Modi und Partizipien u.a. erst nach dem Fach Deutsch vorzunehmen.

Im zweiten Halbjahr der Klassenstufen 6 bis 8 besteht für schwächere Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit zur Teilnahme am Förderunterricht Latein. Dieser findet in den Projektstunden statt und wird von einer Fachlehrkraft gegeben. Hier werden die Kinder in kleinen Gruppen gezielt gefördert, um sie bei der Aufarbeitung individueller Schwierigkeiten zu unterstützen.

 

IV. Weitere Aktivitäten des Faches Latein:  

Exkursion im Jahrgang 6:

Die Schüler der Jahrgangsstufe 6 fahren im zweiten Halbjahr in den Archäologischen Park nach Xanten, in welchem sie antike Badeanlagen, ein Amphitheater und viele weitere Überreste der römischen Kultur erleben und anfassen können. Des Weiteren nehmen die Schüler an Workshops teil, in welchen sie eine Wachstafel erstellen dürfen, wie ein Legionär eingekleidet werden o.ä.

Certamen Jahrgang 6:

Am Ende des Jahrgangs 6 lassen wir die beiden Lateinkurse zu einem abschließenden Wissens-Wettkampf antreten. Dem Gewinner winken Ruhm und Waffeln, dem Verlierer Schmach und Küchendienst!

„Bundeswettbewerb Fremdsprachen“ und Rerum antiquarum certamen (RAC) Jahrgang 8-12:

Ab Klasse 8 nehmen wir als Fachgruppe mit den besten Schülerinnen und Schülern eines Jahrgangs im Einzel- und Gruppenwettbewerb des „Bundeswettbewerb Fremdsprachen“ teil. Während im Einzelwettbewerb insbesondere die im Unterricht erworbenen Sprach- und Kulturkompetenzen im Fokus stehen, geht es im Gruppenwettbewerb um die kreative Umsetzung eines von den Schülern eigens gewählten Themas. So nahmen bspw. im Vorjahr drei Schüler des Jahrgangs 9 an eben diesem Wettbewerb mit einem Filmbeitrag zum Mythos des Narziss teil.

Das Rerum antiquarum certamen ist ein vom Niedersächsischen Altphilologenverband ausgerichteter Wettbewerb, an welchem besonders gute Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 11-12 teilnahmeberechtigt sind. Der Wettbewerb umfasst drei Runden: Zunächst schreiben die Teilnehmenden eine Klausur unter Abiturbedingungen. In der zweiten Runde folgt, sofern die Klausur mit 10 oder mehr Punkten bestanden wurde, die Ausgestaltung einer Hausarbeit zu einem vorgegeben Thema. Zur dritten Runde werden ausgewählte Teilnehmerinnen und Teilnehmer in das Kloster nach Loccum geladen, um die eigenen Fähigkeiten unmittelbar vor ein Jury unter Beweis stellen zu können.

Latinumsfeier Jahrgang 10:

Nach fünf Jahren haben sich unsere Schüler diese Abschlussfeier redlich verdient – Tanz, Theater und Musik erwarten unsere Schüler! Da das Latinum erst auf dem Abschlusszeugnis beglaubigt wird, ziehen wir mit dieser Festlichkeit die mehr als angebrachte Würdigung unserer Absolventinnen und Absolventen aus gegebenem Anlass vor. 

Schüleraustausch Jahrgang 10/11 mit der Partnerstadt Rieti (bei Rom):

Im Jahr 2014 sind erstmals Schüler des EGN im Rahmen eines Schüleraustausches nach Rieti gereist, nachdem sie selbst ein halbes Jahr zuvor ihre Austauschschüler hier in Nordhorn begrüßt hatten. In Rieti lernten die Schüler das italienische Schulsystem kennen, folgten den Spuren Franz von Assisis und verbrachten einen Tag in Rom, um den Stätten aus ihrem Lateinbuch (Kolosseum, Forum und Pantheon u.a.) einmal live begegnet zu sein. Der Austausch mit der Stadt Rieti findet alle zwei Jahre statt.

 

Ansprechpartner

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Elias Hoffmann
Tel.: 05921 30830-0
Fax: 05921 30830-20