Am Sonntagabend um 22:32 Uhr ist es auf dem Sportplatz des Evangelisches Gymnasiums Nordhorn soweit, unter tosendem Applaus und geschwenkten Lichter feiern die etwa 120 Beteiligten an der Aufführung “Fast ein Musical”. Die Anspannung war groß, nach all den Rückschlagen in den vergangenen Monaten, sollte es nun am 18.07 soweit sein und das Musical den gespannten Zuschauern gezeigt werden. Zuständig für das kulturelle Zusammenkommen an diesem lauen Sommerabend war das Profil "Kultur und Event" der Schule. Die Veranstaltung ist das Ergebnis der engen und aufwändigen Vernetzung der Bereiche Musik (Orchester und Gesang), „On Stage“ (Schauspiel, Choreografie und Moderation) und „Backstage“ (Bühnenbild und Technik). Nach erzwungener Absage der Aufführungen, die ursprünglich für den Mai 2020 geplant waren, ist trotz aller Widrigkeiten und Unsicherheiten ein Neustart der Proben gelungen und das Ensemble hoffte, dass ein wirklich guter und spektakulärer Abschluss dieses denkwürdigen Schuljahres gelingen würde. Um trotz der Schwankungen der Coronazahlen eine Veranstaltung dieser Größe planen zu können, sollte die Aufführung deshalb unter freiem Himmel stattfinden und so kamen etwa 500 Zuschauen zusammen, breiteten ihre Picknickdecken aus und genossen bei Bratwurst und Limonade das bunte Treiben. Da fiel auch nicht mehr auf, dass die ursprünglich erdachten Abläufe von „Forever 27“ - so der ursprüngliche Titel des Projekt - hinterfragt, verändert, umbesetzen und vieles sogar verworfen werden musste, um das Stück unter den erschwerten Bedingungen doch noch realisieren zu können. Somit wurde aus „Forever 27“ die Variante „Fast ein Musical“. Dabei wurden Konzept, Choreografien, Arrangements, Kulissen und Skript von Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften selbst erdacht, konzipiert und gestaltet - ein eigenes EGN-Musical ist so entstanden. Die Oberstufenschülerin und Musikerin Jenni hat genug. Sie hat genug von ihrer Schülerband, von ihrem Freund Philipp, der ihr viel zu lieb ist und vor allem hat sie genug vom Leben in der Provinz, den Wertvorstellungen ihrer konservativen Mutter und der scheinbaren Bedeutungslosigkeit ihres Kleinstadtlebens. Ihre eigene Großmutter ist die größte Inspiration für Jenni: Rosamunde erlebte die Zeit der „Flower-Power-Bewegung“ und der großen Rocklegenden (Janis Joplin, Jimi Hendrix, Brian Jones, Kurt Cobain, Amy Winehouse, Jim Morrison), die im Alter von 27 Jahren verstorben sind, hautnah und bewegt mit. Sie ist die wichtigste Verbündete auf Jennis Suche nach Freiheit, intensivem und bedeutungsvollem Leben und dem Weg zum Ruhm. Dem Vorbild der „27er“ mutig folgend stößt Jenni ihre besten Freunde vor den Kopf, verlässt ihre Familie und wird von neuen, falschen Freunden in einen Abgrund aus Drogen und Selbstzweifeln hinabgerissen, schließlich betrogen und verstoßen. Während sie im Drogenrausch schwere Selbstzweifel und Trancezustände durchleidet, verstirbt auch noch ihre geliebte Oma. Zum Glück fängt sich das junge Mädchen zum Schluss und es kommt zu einem Happy End. Untermalt und umrahmt vom Sound des EGN Schulorchesters spielt, singt und tanzt sich das Ensemble rasant durch Jennis Coming of Age Geschichte. Dabei wird immer wieder auf den legendären Klub 27 referiert, eine lose Sammlung von Musikern, die aufgrund ihres exzessiven Lebensstils mit 27 Jahren verstorben sind. Mit Zitaten und Musikstücken von Amy Winehouse, Kurt Cobain oder auch Jimmy Hendrix wurde immer wieder auf die Schattenseiten und Bedrohungen der Musikbranche verwiesen. Trotz des durchaus ernsten Themas war aber die Stimmung die ganze Zeit hervorragend, so dass die Beteiligten nach dem Schlussapplaus völlig zufrieden miteinander anstoßen konnten.