Unterricht statt Ferien! Schülerinnen und Schüler, die in den Herbstferien in der Schule sind und gemeinsam lernen, das ist sicherlich ein seltenes Bild, zeigt sich aber am Evangelischen Gymnasium Nordhorn. Die Jungen und Mädchen aus den fünften bis achten Klassen lernten jeden Tag von 09 bis 12 Uhr und wurden dabei tatkräftig von ehrenamtlichen Oberstufenschülern und -schülerinnen sowie Studierenden, so genannten „Lernbegleitern“, unterstützt.
Einige von ihnen hatten bereits Erfahrungen in der Sommerschule gesammelt, die ein Angebot über sechs Wochen zusammen mit der Evangelischen Erwachsenenbildung und der Volkshochschule für Kinder von Grundschulen und weiterführenden Schulen gewesen war.
Nun haben wir dieses Format in einem kleineren Rahmen als Angebot für die Schülerinnen und Schüler des EGN aufleben lassen. Ein Grund dafür, dass es trotz der zusätzlichen Arbeit so viele Anmeldungen gegeben hat, dass nicht einmal alle wissbegierigen Lerner angenommen werden konnten, sieht unsere Schulleiterin Dr. Gabriele Obst in der veränderten Wertschätzung von Schule durch die Corona-Pandemie. Viele Kinder und Jugendliche haben aus den Zeiten des Homeschoolings Lücken, die es zu schließen gilt, was während des geregelten Schulalltags mit allen Schülerinnen und Schülern oft nicht ausreichend gelungen ist. So haben die Klassenleitungen gezielt Schüler und Schülerinnen mit Förderbedarf angesprochen und Aufgaben von den Fachlehrkräften zusammenstellen lassen, die diese in eigener Organisation mit ihren Lernbegleitern lösen sollten. Folglich haben sie auch in den freien Tagen knifflige Matheaufgaben gelöst, Vokabeln gepaukt und kreative Aufsätze geschrieben. Dabei ist der Spaß aber nie zu kurz gekommen, denn allen ist klar, dass die Freiwilligkeit der Anwesenden auch Freiräume für Spiel und Spaß zulässt. Und so war es durchaus Unterricht, aber ein klassenübergreifender, mit viel Freude und Konzentration verbundener Unterricht in kleinen Gruppen.
Das ganze Projekt geht dabei aus dem niedersachsenweit initiierten Projekt der „LernRäume“ hervor, das von der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen sowie der katholischen Kirche angestoßen worden ist. Unser Projekt „Herbstschule“ ist zwar mit den Ferien beendet, wird aber nun auch in die reguläre Schulzeit eingebunden werden. So haben die ehrenamtlichen Lernbegleiter Gutachten für ihre Schützlinge verfasst, in denen sie den Lehrkräften die Entwicklung der Lerner widerspiegeln. Darüber hinaus soll die individuelle Förderung noch vertieft werden, indem sich auch unter den besonderen Bedingungen von Corona, die Lernbegleiter nach dem Unterricht treffen oder aber auch digital in eine Videokonferenz, um Aufgaben in den jeweiligen Fächern zu besprechen oder über die eigene Selbstorganisation und Lernwege nachzudenken, um so konkrete Ziele und Schritte zu entwickeln.
Das Ziel diejenigen zu unterstützen, die Hilfe beim Lernen brauchen, ist schließlich keines, welches sich in zwei Wochen Herbstschule lösen lässt und Ungleichheiten wird es auch noch geben, wenn der Einfluss der Corona-Pandemie nachlässt. So will das EGN mit diesem Programm für ein Stück weit mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen mit weiteren Ferienschulen.
Einen Radiobeitrag dazu finden Sie unter dem folgenden Link:
