Begegnung zwischen Buchdeckeln

09. November 2021

„Der Mensch stirbt zweimal: Einmal, wenn er stirbt, ein zweites Mal, wenn man nicht mehr über ihn spricht.“ Mit diesem Zitat verdeutlicht Dr. Höltermann als stellvertretender Vorsitzender des Forums Juden-Christen e.V. den Wert der heute in Lingen veröffentlichten Biografie „Bernhard Grünberg – Allein in die Freiheit“. Grünberg überlebte als 15-jähriger den Naziterror als Teilnehmer eines Kindertransportes. In England arbeitend lebte er lange in Ungewissheit darüber, was mit seiner Familie geschehen war. Zurück in Lingen erfuhr er schließlich, dass seine Eltern und seine Schwester ermordet worden waren.

Bernhard Grünberg kam bis ins hohe Alter immer wieder nach Lingen, um an Schulen von seinem Leben zu berichten und so gegen das Vergessen zu kämpfen. Erst in diesem Jahr ist er im hohen Alter von 96 Jahren verstorben. Angela Prenger und Friedhelm Wolski-Prenger haben seiner Geschichte nun in einer Biografie neues Leben eingehaucht. Das Buch ist als Story geschrieben, umfangreich bebildert und enthält ein Glossar über alle wichtigen Fachbegriffe: Ganz im Sinne Grünbergs richtet sich die Biografie an jugendliche Leser.

Wibke Zech, Schülerin der BBS Lingen, zeigt sich im Gespräch überrascht von Grünbergs optimistischer Haltung, die sich trotz seines Schicksals durch sein Leben zieht. Zech stellt zutreffend heraus, es gebe nicht mehr viele Zeitzeugen des zweiten Weltkriegs. Bücher wie diese Biografie machten ein Mitfühlen weiterhin möglich. Sylvia Löhrmann, Generalsekretärin des Vereins „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, bringt in einem Gruß auf den Punkt, auch zwischen Buchdeckeln könnten Begegnungen zwischen Menschen stattfinden.

Zwischen den Buchdeckeln der Biografie begegnet man neben Bernhard Grünberg auch dem EGN, das sich ebenso gegen das Vergessen einsetzt. Die Projektdarstellung „Die Nordhorner Synagoge“ von Geschichtslehrer Marvin Weigel, veröffentlicht auf der Homepage der Schule, wird von den Autoren umfangreich zitiert.

Sponsorin Eva Essmann aus Lingen ist es zu verdanken, dass das EGN neben emsländischen Schulen mit einem Klassensatz der Biografie ausgestattet wird. Drei Ausgaben werden ab sofort dem Lernzentrum zur Verfügung gestellt und können von Schüler*innen entliehen werden. Die übrigen Ausgaben sind für den unterrichtlichen Einsatz vorgesehen.

Die Fachschaften Geschichte und Religion des EGN bedanken sich in Gedenken an Bernhard Grünberg bei den Autoren und allen Beteiligten für die Initiative gegen das Vergessen und das großzügige Buchgeschenk für das EGN.

 

Projektdarstellung „Die Nordhorner Synagoge“:

https://www.evangelisches-gymnasium-nordhorn.de/aktuelles/Aktuelles-aus-dem-Schuljahr-2020-21/aktuelles-november-2020/2020-11-11-Progrom3, letzter Zugriff am 07.11.2021

Ansprechpartnerin

Ingrid Sils
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