EGN entlässt Abiturienten mit Power-Ups ins Leben

07. Juli 2022

73 Abiturienten des EGN erhielten am Samstag ihr Abiturzeugnis. Grund zur besonderen Freude gab es, weil alle zugelassenen Schülerinnen und Schüler die Abiturprüfung bestanden haben. Gleich 25 Schülerinnen und Schüler erreichen ein Abitur mit einer 1 vor dem Komma – das sind 34% des Jahrgangs. Vier Schülerinnen und Schüler erzielen sogar den traumhaften Abiturdurchschnitt von 1,0. Überdurchschnittliche Leistungen in Chemie, Physik, Informatik, Politik und Religion wurden mit Preisen belohnt und das MINT-EC-Zertifikat an Schüler und Schülerinnen verliehen, die sich im naturwissenschaftlich-technischen Bereich in der Schulzeit besonders qualifiziert haben. Der sechste Abiturjahrgang des EGN feierte seinen Abschluss zunächst mit einem Gottesdienst in der Kreuzkirche und dann in der Mensa der Schule. Eines besonderen Vergleichs bediente sich das von Schülern und Lehrern gemeinsam geplante Anspiel zu Beginn des Gottesdienstes. Hierbei sammelten zwei Jugendliche verkleidet als die Computerspielfiguren Mario und Luigi verschiedene Power-Ups, also nützliche Gegenstände, die das Gelingen eines weiteren Spiels erleichtern. Genauso sei es auch den Abiturienten gegangen: Sie haben während ihrer Schulzeit Wissen und Kompetenzen, aber auch Werte und besondere Erfahrungen gesammelt, die nun das Gelingen des weiteren Lebenswegs erleichtern. Die letzte Stärkung erhielten sie schließlich durch den individuellen Segen in der Kirche, den jeder Schüler traditionell zu Beginn und Abschluss seiner Schullaufbahn am EGN erhält. 

Einen etwas anderen Zugang wählte in der Mensa des Gymnasiums dann Dr. Silke Leonhard, die Rektorin des religionspädagogischen Instituts Loccum, in ihrem Grußwort. Dies Sollte das Thema "tragen" beinhalten, ohne tragend zu sein: Sie fragte die Abiturienten, was sie in der Schule alles getragen hätten, was aber auch sie in diesen Jahren getragen hätte, beides zusammen würde schließlich das bestimmen, was sie zukünftig auch aus der Schule hinaustragen können. Für sie stellt die Schulzeit am EGN also die zentralen Weichen für die zukünftigen Wege der Schülerinnen und Schüler.

Für diese Wege steuerte die Vertreterin der Evangelisch-Reformierten Kirche, Reinhild Gedenk, in ihrer Rede dann 10 wichtige Reisetipps für das Leben bei. Mit Gott als wichtigstem Wegbegleiter sei es möglich, sich mutig auch auf Neues einlassen, Niederlagen zu überwinden und unbekannte Erfahrungen machen. Auch die stellvertretende Landrätin Charlotte Ruschulte betonte die Wichtigkeit der Freude auf Neues, auch in diesen politisch schwierigen Zeiten. Dabei ermutigte sie die Abiturienten, nicht zu klein zu denken und sich ihrer Möglichkeiten und Fähigkeiten bewusst zu sein. 

Ein besonderes Highlight war die dann folgende Rede der Abiturienten selbst, die von ihren Vertretern Malte Rottstock und Meric Nasa gehalten wurde. Mit viel Witz und sehr warmherzig blickten sie auf ihre Schulzeit zurück und erzählten einige Anekdoten, die sicher nicht allen der anwesenden Eltern und Lehrkräften bekannt waren. Insgesamt ziehen sie das Resümee, dass sie trotz anderthalb Jahren, in denen sie durch Corona an den PC gefesselt waren, ein sehr sozialer Jahrgang geblieben sind, der vor allem das Miteinander und Gemeinschaft in den letzten Jahren genossen habe. Den elterlichen Blick auf die vergangenen Jahre wagte dann der Vertreter des Schulelternrats Thomas Wargers, der sich die Frage stellte, was diesen sechsten Abiturjahrgang eigentlich von den anderen fünf unterscheidet und was ihn einzigartig mache. Viele Pfade wurden schließlich schon von den vorherigen Abiturienten gegangen. Er kommt zu dem Ergebnis, dass es schließlich die Individualität des Einzelnen ist, die diesen - und auch jeden weiteren - Jahrgang auszeichnet und ganz besonders macht. In dieser Individualität müssen die jungen Erwachsenen nun ihre eigenen Wege finden. 

Mit Spannung erwartet wurde dann auch die Rede der Lehrkräfte Johanna Bradtmöller und Matthias Finke. Ausgehend von einigen so sicher möglichen SMS-Wechsel zwischen den Lehrkräften, die die Abiturienten zum Schmunzeln brachten, versuchten sich die beiden Pädagogen an einer Interpretation des Lieds "Leben ist mehr" von Rolf Zuckowski. Dabei blickten sie charmant auf die vergangenen Jahre zurück, sprachen den Jugendlichen aber auch Mut und Vertrauen zu. Zum Schluss überreichten Sie den Abiturienten passend zum gewählten Abimotto (KohlrABI - Abschied vom Obst) Kohlrabis, da diese kleine Knolle nicht nur das Wort ABI enthalte, sondern auch viel Magnesium, welches Muskeln sowie Gehirn fit halte und sogar vor schlechter Laune schütze.  

Zum Schluss folgte schließlich die Rede von Schulleiterin Dr. Gabriele Obst. Sie machte die Bedeutung von Bildung in einer von Krieg, Krisen und Katastrophen geprägten Zeit zum Thema ihrer Rede. Dabei blickte Sie zunächst sehr persönlich auf ihre eigene Abiturrede aus dem Jahr 1984 zurück, die sie als Abiturientin im Schatten der Zustimmung des Bundestages zum NATO-Doppelbeschluss gehalten hatte. Damals hätte die Jugendlichen die Angst vor einem Krieg in Europa umgetrieben, heute würden die Jugendlichen in ein Europa, in dem Krieg herrscht, entlassen. Nicht nur damals, sondern auch heute stelle sich bei Jugendlichen die Frage, wozu man in solchen Zeiten Bildung brauche. In Aufnahme eines Gedichts von Bertold Brecht machte sie deutlich, dass die Frage angesichts der katastrophalen Weltsituation durchaus ihr Recht habe und nicht nur von Jugendlichen, sondern von allen am Bildungsprozess Beteiligten gestellt werden müsse. Zu Recht könnten Jugendliche heute den älteren Generationen vorwerfen, dass alle Erkenntnisse der Wissenschaft, die seit den 70er Jahren die heutigen Krisen prognostiziert hätten, nicht zu einer Umkehr geführt hätten. Trotz der Berechtigung dieser Fragen und Vorwürfe sei an einer Bildung festzuhalten, die mehr sei als Qualifikation für Studium und Beruf oder als Eintrittskarte in die Welt der Besserverdienenden missverstanden werde. Es gehe um eine eine Bildung, die den Horizont erweitere, den Kopf und das Herz öffne, damit die Welt verändert werden könne und man sich nicht restlos der Gegenwart und ihren Problemen ausliefere. Sie hoffe, dass die Abiturientinnen und Abiturienten im EGN nicht nur durch den Fachunterricht, sondern ebenfalls im Sozial-Diakonischen Praktikum und im Projekt ‚Herausforderung‘ solche Bildungserfahrungen gesammelt hätten. Ausgestattet mit diesem Fundament appellierte sie an die Jugendlichen sich einzumischen und Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen: „Ihr seid jetzt dran“! Abschließend bedankte sich die Schulleiterin bei den Eltern, Lehrkräften und Mitarbeitern des EGN, dass sie dabei geholfen haben diese Bildung zu vermitteln. Augenzwinkernd verabschiedete Sie sich dann schließlich mit einem Trockenobst-Riegel von den jungen Erwachsenen, der den „Abschied vom Obst“ etwas versüßen solle.

Ansprechpartnerin

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Dr. Gabriele Obst
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