Antike Philosophie heute

Lateinschüler unserer Oberstufe finden und erfinden Seneca neu

Ob quidquidretroest, mors tenet („Was hinter dir liegt, gehört dem Tod!“, Sen., Ep. mor. 1,2) oder postamicitiamcredendumest, anteamicitiamiudicandum („In einer Freundschaft muss man vertrauen, davor gilt esüber sie nachzudenken“,Sen., Ep. mor. 3,2): Unsere Lateinschüler des Jahrgangs 12 haben in dem letzten halben Jahr schnell erkennen dürfen, dass antike Philosophie in der Person Senecas bis heute nichts anihrer Aktualität eingebüßt hat, wenngleich die Sprache natürlich einen Wandel erfahren hat. Und so wurde aus Senecas omneshorascomplectere!(„Nimm dich einer jeden Stunde an!“) heute zwar ein „YOLO!“, doch an der Sache selbst hat sich nichts geändert, denn der Mensch stellt sich seit jeher dieselben Fragen: Was fange ich mit meiner Zeit an? Was bedeutet wahre Freundschaft? Und kann Reichtum eigentlich glücklich machen? Nachdem unsere Schüler diesen Gedanken über das Sein des Menschen anhand ausgewählter Passagen aus Senecas Epistulaemorales („Briefe über die Ethik“) kritisch nachgegangen sind, wurden sie zuletzt selbst kreativ tätig und setzten ausgewählte Sentenzen Senecasproduktiv um. Hierbei entstanden überaus unterschiedliche und beeindruckende Ergebnisse: Von einer Sentenzen-Kommode in Miniaturform, über einen digitalen Adventskalender, eine SenecApp für das eigene Smartphone mit der Sentenz des Tages, bis zu Luftballonpost, Sentenzen in Gedichtform und Glückskeksen, um nur einen Teil zu nennen. Und so geht ein jeder Schüler aus diesem halben Jahr vielleicht abschließend mit mehr Fragen als Antworten heraus, doch sind dies Fragen, die ein jeder nie ganz aus dem Blick verlieren sollte. Daneben soll jedoch eine einfache Frage in nächster Zeit noch Klärung finden: ob ein Teil der Luftpost den Weg zu uns zurückgefunden haben wird.