Besuch im Theater Osnabrück: „Nathan der Weise“

Nachricht 06. Februar 2018

(geschrieben von Lea Schulte-Südhoff, 11. Klasse)

Am 16.01.18 machten sich alle Deutschkurse der Jahrgangsstufe 11 auf den Weg nach Osnabrück zum Theater, weil dort das Drama „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing aufgeführt wurde. Da das Drama Pflichtlektüre für das Abitur 2019 in Niedersachsen ist, wurde es zuvor ausführlich in den jeweiligen Deutschkursen erarbeitet und der Theaterbesuch sollte als krönender Abschluss der Lektüre dienen.

Auf der Bühne wurde deutlich, dass hier drei Weltreligionen aufeinandertreffen und daher insgesamt eine angespannte Stimmung herrscht. Dies wurde vor allem durch kleinere, im Hintergrund ablaufende Parallelhandlungen deutlich. Die unterschiedlichen Religionen gerieten immer wieder aneinander und auch sonst war die Stimmung auf der Bühne misstrauisch und unruhig. Die Schauspieler verkörperten ihre Rollen mit sehr viel Elan, besonders die Darstellung Sittahs (Sultan Saladins Schwester) als auch diejenige des Nathans selbst blieb vielen im Kopf.
Als man das Drama jedoch einst las, stellte man sich schon einige der Szenen und Dialoge anders vor. So wurde das Publikum von einem Bühnenbild, welches als Flüchtlingslager erschien, und einem Sultan ohne Schuhe und mit zerzausten Haaren überrascht. Es gab viele kleinere Veränderungen am Originaltext – die wohl markanteste war das Ende selbst. Im Original beendet Lessing sein Stück mit einem „Happy End“ in Form von allseitigen Umarmungen, auf der Bühne jedoch wurde der komplette Saal verdunkelt und man hörte laute und durcheinanderschreiende aggressive Gebets- oder Symbolrufe. Es gab keine Harmonie, keine friedliche Zusammenkunft der Religionen, sondern ein großes gereiztes Durcheinander.
Lessings Drama vertritt die Ideale der Aufklärung, ein Aufruf zur Humanität, der schon 1779 verkörpert wurde. Die Inszenierung des Theaters Osnabrück von „Nathan der Weise“ spielt in der heutigen Zeit und soll zeigen, dass der Konflikt zwischen Muslimen, Christen und Juden auch heute noch im 21. Jahrhundert präsent und weiterhin auch sehr angespannt ist, und dass Ideale wie Humanität und Toleranz immer noch Ziele sind, die weiter angestrebt werden müssen.

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